
Während Kohl & Consorten noch als kleine Setzlinge in den Multiplatten stehen und darauf warten in’s Freiland entlassen zu werden, hat die Gemüse-Ernte in unserem Garten bereits seit längerem begonnen. Da wir von Anfang an mit der Ansiedelung von eßbaren Wildpflanzen begonnen haben, sind wir nun in der glücklichen Lage schon früh im Jahr frisches Blattgemüse auf dem Teller zu haben. Einige der Pflanzen sind perennierend und treiben deshalb im Frühjahr die ersten Blattsprossen aus dem Boden. Allen voran zeigt sich der Sauerampfer – die Kulturform mit den größeren Blättern – ab März, gefolgt von Beinwell und Brennnessel. Eine unserer besonderen Spezialitäten ist der Gute Heinrich, der nicht nur seit letztem Jahr – nach langem Vorlauf – auf unserem Speiseplan steht, sondern in Hamburg auch auf der Roten Liste.
Der Gute Heinrich braucht tatsächlich zwei bis drei Jahre, bevor er so richtig erntbar wird. Das erklärt unter anderem, warum dieses alte und wertvolle Wildgemüse aus der heimischen Küche verschwunden ist. Ganz im Gegenteil zu Borretsch, der sät sich jedes Jahr von selber aus und wandert ab Ende Mai ebenfalls in den Kochtopf. Etwas länger braucht die Rote Gartenmelde, eine Kulturform der wilden Melde. Das intensive Rot macht sich sehr gut im Essen. Last, but not least sind da noch Brennnessel und Giersch – die zuverlässig immer wiederkehrenden Wildgemüse für jede Gartenlage.
Etwas exotischer im Reigen der eßbaren Wildpflanzen sind die Zitronen-Melisse oder die Blätter der Nachtkerze. Von letzterer können im Herbst und Winter ebenfalls die Pfahlwurzeln unter den einjährigen Blattrosetten geerntet und verspeist werden. Angeblich geben sie mehr Power als Fleisch, aber wie dem auch sei: eßbare Wildpflanzen sind eine echte Bereicherung des Speiseplans und wenn sie erstmal Fuß gefasst haben, ist ihre Kultur kinderleicht und erfolgreich.